PM Bürgermeisterwahl
Die Ortsgruppe Von Bündnis 90/Die Grünen in Varel traf sich im Bildungszentrum Varel mit den beiden Kandidaten zur Bürgermeisterwahl. Mit einem Katalog von Fragen wollten die Grünen ausloten, welcher der beiden Kandidaten am ehesten Übereinstimmungen mit grünen Positionen zeigt.
Zuerst traf man sich am 26.07. mit dem Herausforderer Torsten Tschigor aus Brake und einen Tag darauf mit dem amtierenden Bürgermeister Gerd-Christian Wagner. Es ging dabei vor allem um Themen des Klimaschutzes, der Mobilität, der Stadtentwicklung und des Naturschutzes.
Tschigor, der sich schon seit Monaten mit den Bedingungen vor Ort vertraut macht und den Kontakt zu zahlreichen Gruppen, Unternehmen und Bürger*Innen gesucht hat, sieht in Varel viele Handlungsfelder, die er angehen will.
Gerd-Christian Wagner überraschte die Grünen hingegen mit konkreten Vorschlägen, die für einen nachhaltigen Klimaschutz stehen. So befürwortet Wagner eine flächendeckende Ausdehnung vom Tempo 30 im Stadtbereich, nicht zuletzt um so auch den Fahrradverkehr in der Stadt und damit das Umdenken in der Mobilität zu stärken. Aus seiner Sicht wird sich der Verkehr in den kommenden Jahren grundlegend verändern und stärker von Verkehrssystemen der künstlichen Intelligenz geprägt sein.
Beide Kandidaten stehen für einen Ausbau der Fahrradwege und ein besseres Angebot im ÖPNV.
Zudem sollte, so Wagner, die Notwendigkeit der A 20 neu bewertet werden, da die Prognosen sich verändert hätten. Tschigor hingegen befürwortet weiterhin den Bau der A20. Beide aber stehen einer Vareler Ortsumgehung am nördlichen Stadtrand zurückhaltend bzw. ablehnend gegenüber.
Bei der Stadtentwicklung konzentrieren sich beide Kandidaten auf den Innenstadtbereich. Tschigor will vor allem die Aufenthaltsqualität verbessern und mit mehr Grün und Wasser die Innenstadt beleben.
Das Konzept der Parkwächter für die Grünflächen im Bereich der Windallee und Waldstadion befürwortet er. Wagner setzt sich für den Erhalt des Waldstadions ein und begreift die Flächen an der Windallee als ein große Herausforderung, nicht zuletzt die Frage der Nachnutzung von der Heinz-Neukäter-Schule, die dem Landkreis gehört.
Wagner möchte einen sogenannten Kümmerer für die Innenstadt benennen, d.h. eine Person, die verpflichtet ist, sich um die Belange der Innenstadt zu kümmern und auch entsprechende Vollmachten besitzen soll.
Beiden Kandidaten ist die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum in Varel ausgesprochen wichtig. Bei der Wirtschaftsentwicklung setzt Tschigor auf eine Aktualisierung bzw. die Weiterentwicklung des Technologieparks in Neuenwege.
Im Bereich Naturschutz blieben beide Kandidaten vage, zum einen aus Unkenntnis und zum anderen auch wegen des Konfliktpotentials gegenüber den Landwirten (z.B. Kontrolle der neuen Nds. Düngeverordnung).
In der Ablehnung weiterer Ställe für Masttierhaltungen waren sich sowohl Tschigor als Wagner wiederum einig.
Bei der Frage nach den dringlichsten Maßnahmen für den Klimaschutz setzt Wagner konkret auf die Renaturierung der Flüsse, auf die Elektrifizierung des städtischen Fuhrparks, auf Effizienzstandards beim Wohnungsbau, Photovoltaik auf Dächern, die im Besitz der Öffentlichen Hand sind und der klimagerechten Renovierung des städtischen Wohnungsbestandes.
Tschigor hingegen will Ausgleichsflächen in Bebauungsplänen festschreiben, aber keine allgemeine Solarpflicht als Auflage machen. Er will einen Klimaschutzplan für die Stadt erstellen, freiwillige Verhaltensänderungen stärken und für die städtischen Liegenschaften die Optimierungspotentiale erfassen.
Insgesamt verliefen die Gespräche in einer konstruktiven und anregenden Atmosphäre. Während bei Gerd-Christian Wagner die 15 Jahre seiner Amtszeit wie ein Schatten über seinem neuen Eintreten für eine progressive, nachhaltige Politik und Bürgerpartizipation stehen, will Torsten Tschigor die Logik des wirtschaftlichen Wachstums an die Herausforderungen des Klimaschutzes anpassen.
Vor diesem Hintergrund sprechen die Grünen in Varel keine Wahlempfehlung aus, sondern überlassen es jedem Einzelnen und jeder Einzelnen, in dieser Gegenüberstellung ein eigenes Fazit zu ziehen. Man sollte auch bedenken, dass in Varel deshalb so viele Dinge zu tun sind, weil man sich erst spät besinnt, welche Herausforderungen durch die Klimakrise bevorstehen.
Ortsgruppe Grüne Varel